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Persönlichkeiten
Ehemalige Bürgermeister
Germersheimer Bürgermeister des 20. Jahrhunderts
Eine Epoche der Stadtgeschichte in Biographien
Vorwort
Als im Jahr 2009 im Zugangsbereich zum „Bürgersaal“ des Stadthauses die fotografischen Portraits der Männer angebracht wurden, die im Lauf des 20. Jahrhunderts in Germersheim das Amt des Bürgermeisters bekleidet hatten, führte dies, im Hinblick auf die Frage, wie mit den Bürgermeistern der NS-Zeit umzugehen, wie ihre Leistung bzw. Fehlleistung für die Stadt dabei zu bewerten sei, zu einer lebhaften Diskussion, die nicht nur auf örtlicher Ebene ausgetragen wurde, sondern auch in überregionalen Pressemeldungen und Fernsehberichten ein vielbeachtetes Echo fand.
Grundsätzlich ist dazu festzustellen, dass mit der bildlichen Dokumentation der Germersheimer Bürgermeister des 20. Jahrhunderts keine „Ehrung“ der dargestellten Personen verbunden oder beabsichtigt ist. Vielmehr wird auf diese Weise sichergestellt, dass eine Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte für jedermann möglich ist.
Die Stadt Germersheim zeigt damit auch, dass sie zu ihrer Geschichte steht, sowohl was die guten wie auch die schlechten Zeiten anbelangt. Im Gegenteil - Eine Dokumentation der Bürgermeister des 20. Jahrhunderts ohne die Bürgermeister der NS-Zeit käme einer Verdrängung dieser Epoche gleich.
Dass es die Stadt Germersheim versteht, mit ihrer Geschichte im 20. Jahrhundert offen umzugehen, hat sich ganz besonders auch daran gezeigt, dass im Jahr 2005 damit begonnen wurde, die Geschicke der Stadt im 20. Jahrhundert aufzuarbeiten. Entstanden ist dabei ein 400 Seiten starkes Buch, das im Herbst 2008 unter dem Titel „Germersheim im 20. Jahrhundert – Wege einer Festungsstadt in die Mitte Europas“ veröffentlicht wurde und die unter der Leitung des Mainzer Universitätsprofessors Dr. Michael Kißener verfassten Beiträge einer Reihe ausgewiesener Historiker beinhaltet.
Die Germersheimer Bürgerinnen und Bürger möchte ich ermuntern, sich mit der Geschichte unserer Stadt auseinander zu setzen. Die vorliegende Broschüre über die Germersheimer Bürgermeister des 20. Jahrhunderts ist dazu in besonderem Maße geeignet.
Danken möchte ich meinem Mitarbeiter, dem Germersheimer Stadthistoriker Ludwig Hans, der sich der Mühe unterzogen hat, die wesentlichen Entwicklungslinien in der Geschichte unserer Stadt in der vorliegenden Broschüre anhand kurzer Bürgermeister-Portraits darzustellen und für Text und Gestaltung der Schrift verantwortlich zeichnet.
Marcus Schaile (Bürgermeister)Dieter Hänlein (Amtszeit: 01.01.2002 bis 31.12.2009)
* 5. September 1942 in Germersheim
Hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Germersheim von 1.1.2002 bis 31.12.2009
Hatte man schon in Heiters Amtszeit den Ausbau der Stadt zu einem attraktiven Mittelzentrum zu einem Ziel städtischer Politik gemacht, so verschmolz dies in der Amtszeit von Bürgermeister Hänlein zu einem komplexen Programm, in dem die „Bewahrung der endlich geschaffenen wirtschaftlichen Strukturen gleichberechtigt neben einer integrativen, an der Finanzkraft der Stadt ausgerichteten Fortentwicklung“ stand (Michael Kißener).
Dieter Hänlein formulierte dies bei seiner Antrittsrede als Bürgermeister im Jahr 2002 so, dass er die Stadt der Zukunft als einen Ort identifizierte, „der Kultur, Wirtschaft, Soziales, Verkehr und Grünräume zu einem homogenen, harmonischen Ganzen vereinen“ müsse, dabei aber keinen dieser Teile vernachlässigen dürfe, das sonst „mittelfristig Defizite entstünden, die nur schwer und mit übergroßem Einsatz bereinigt werden“ könnten.
Vor diesem Hintergrund war die „Konversion“ ehemals militärischer Liegenschaften nicht mehr nur als rein wirtschaftliches Problem zu sehen, sondern zugleich auch als Möglichkeit, das Stadtbild zu verändern und der Innenstadt neue Attraktivität zu verleihen, dies alles nicht zuletzt auch im Rahmen der Bemühungen, die darauf abzielten, Germersheim touristisch attraktiv zu machen.
Zur Bewältigung dieses immensen Aufgabenpaketes brachte Dieter Hänlein beste Voraussetzungen mit: Der gebürtige Germersheimer ist Dipl. Ing. (FH) und war lange Zeit Leiter der Straßenmeisterei Germersheim. Kommunalpoltische Erfahrung sammelte Hänlein bereits seit 1974, als Mitglied des Stadtrates.
Im Jahr 1982 wurde er ehrenamtlicher Beigeordneter, 1992 Erster hauptamtlicher Beigeordneter, wobei das Bauwesen der Stadt sein Aufgabengebiet definierte. Am 9. September 2001 wurde Hänlein, als erster Bürgermeister in direkter Wahl, zum Bürgermeister der Stadt Germersheim mit einer Amtsdauer von acht Jahren gewählt.
So sind Hänleins Einflüsse in der Stadtpolitik bereits in jenen Jahren spürbar, in denen er noch als Beigeordneter tätig war, etwa bei der Umsetzung des Ausbaus des „Hufeisens“ der ehemaligen „Fronte Beckers“ – ein 8 Mio. DM-Projekt das trotz „der schwierigen Lage der städtischen Finanzen in der Rezessionsphase der 90er Jahre“ mit Mitteln der Städtebauförderung des Landes Rheinland-Pfalz und Bundesmitteln im Jahr 1998 abgeschlossen werden konnte.
Noch in der Amtszeit Heiter wurde in Germersheim die Konversionsproblematik aufgegriffen, die schließlich mit der Umgestaltung der „Konversionsfläche Theobaldkaserne“, der Schaffung eines Busbahnhofs und der Gestaltung des Lamotte-Parks greifbare Ergebnisse annahm. Mit dem im Jahr 2001 ins Leben gerufenen, lokal und regional vielbeachteten „Festungsfest“ wurden Schritte unternommen, dieses touristische Potenzial der Stadt Germersheim neu zu erschließen.
„Die hier geleistete städtebauliche und denkmalpflegerische Arbeit hat mittlerweile Anerkennung und Bekanntheit weit über die Grenzen Germersheims erlangt. Die hat der Stadt vor allem aber einen so nie gekannten Rahmen für ein attraktives Kulturprogramm geschaffen, das die zuvor vielfach beklagt Kulturarmut Germersheims überwindet und damit Germersheim in seiner Attraktivität als Wirtschaft- und Wohnstandort hebt“ (Michael Kißener).
Weitere Konversionmaßnahmen, die zum Teil noch in der Zeit Dieter Hänleins als Erster hauptamtlicher Beigeordneter, aber auch in seiner Amtszeit als Bürgermeister begonnen bzw. fertig gestellt wurden, waren der Umbau und die Sanierung des ehemaligen Arrestgebäudes (1999) und die Unterbringung des städtischen Betriebshofes und verschiedener Vereine im Bereich der vormaligen „MG-Kaserne“ in der Waldstraße (2002). Der touristischen Erschließung und Attraktivierung der Stadt dienten die Anlegung einer Schiffsanlegestelle und eines Wohnmobilstellplatzes im Bereich der „Carnot’schen Mauer“, die Initiierung organisierter Stadtführungen und die Ausweisung eines Leitsystems für Touristen mit dreisprachig gestalteten Infotafeln. Auch die Anlegung des „Queich begleitenden Weges“ in der Innenstadt sind hier als flankierende Maßnahmen zu nennen. Kur vor Ende der Amtszeit Hänlein wurde das Weißenburger Tor der ehemaligen Festung von der Stadt angekauft, wo u.a. ein Tourismus-Büro eingerichtet werden soll.
Die Konversionsproblematik wird, trotz der Erfolge, die Bürgermeister Hänlein erzielt hatte, auch weiterhin ein Thema bleiben, das die Stadtplanung und –entwicklung noch nachhaltig beschäftigen wird.Benno Heiter (Amtszeit: 1982 bis 2001)
* 26. Mai 1936 in Bellheim
Hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Germersheim von 1982 bis 2002.
Mit Benno Heiter wurde im Jahr 1982 ein weiterer Verwaltungsfachmann in das Amt des Bürgermeisters der Stadt Germersheim berufen. Der gebürtige Bellheimer hatte u.a. 18 Jahre lang die Abteilung Kommunalaufsicht der Kreisverwaltung Germersheim geleitet und brachte dabei sowohl profundes Wissen wie auch langjährige Erfahrung in der öffentlichen Verwaltung und der Kommunalpolitik mit in sein neues Amt.
Doch musste er sein Amt unter veränderten politischen Bedingungen antreten, als dies noch bei seinem Amtsvorgänger der Fall gewesen war, da die sich anbahnende wirtschaftliche Rezession zur Zurückhaltung im investiven Bereich der Kommunen führte. Dennoch hielt auch Benno Heiter an der Schaffung weiterer Arbeitsplätze im industriellen Sektor fest und sah in der Erschließung von Bau- und Gewerbegebieten vordringliche Aufgaben.
Dies gelang z.B. mit der Niederlassung des Automobilherstellers Daimler-Benz auf der Insel Grün, wo im Jahr 1985 ein Ersatzteillager in Betrieb genommen wurde – das heutige „Global Logistics Center“ genauso wie mit dem 1986 eingerichteten Container-Terminal, wodurch die Bedeutung Germersheims als Umschlagplatz attraktiviert und modernisiert wurde. Von großer Bedeutung war ebenfalls die Stärkung des tertiären Bereichs durch die Ausweisung neuer Industrie- und Gewerbegebiete, so dass in den 1980er und 1990er Jahren auch in Germersheim Märkte und Gewerbezonen entstanden.
Ein weiterer Schwerpunkt der Ära Heiter lag trotz schwieriger werdender wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und einer Zeit beginnender langfristiger ökonomischer Schwierigkeiten in der Schaffung von Maßnahmen und Einrichtungen, die der Stadt und ihren Bürgern auf lange Sicht von Nutzen sein und gleichzeitig auch die Lebensqualität in Germersheim erhöhen sollten: Neben einer Reihe städtischer Kindertagesstätten – darunter auch eine Kinderkrippe und ein Schülerhort – ging die Städtische Musikschule 1986 in Betrieb, im Jahr 1995 konnte die im renovierten ehemaligen Schulhaus in der Eugen-Sauer-Straße untergebrachte Stadtbibliothek samt Seniorenstube ihrer Bestimmung übergeben werden, im Jahr 1998 das „Hufeisen“ der ehemaligen Fronte Beckers, das seitdem die Musikschule, das Jugendzentrum und einen Konzertsaal in historischen Mauern beherbergt.
Weiter Akzente setzte Bürgermeister Heiter im kulturellen Leben der Stadt, wo sich der Kultursommer Rheinland-Pfalz seit 1994 im Innenhof des „Hufeisens“ der ehemaligen Festung Germersheim einen Namen gemacht hat und seitdem zu einem regional und überregional vielbeachteten Aushängeschild für die Stadt geworden ist. Eine neue repräsentative Stadthalle löste 1989 zudem das 1960 entstandene Vorgängerbauwerk ab.
In der Zwanzigjährigen Amtszeit von Benno Heiter (1982 – 2002) waren, wie dies Michael Kißener ermittelt hat, rund 500 Mio DM für Investitionen verausgabt worden (einschließlich der Stadtwerke), bei gleichzeitiger Rückführung des Schuldenstandes.
Quelle: KISSENER, Michael: Germersheim im 20. Jahrhundert, in: Germersheim im 20. Jahrhundert. Wege einer Festungsstadt in die Mitte Europas, Ubstadt-Weiher 2008, S. 11-85, hier S. 62-68.Siegfried Jantzer (Amtszeit: 1956 bis 1981)
* 24. April 1917 in Jockgrim // + 5. Januar 1991 in Germersheim
Hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Germersheim von 1956 bis 1981.
In seinem Beitrag „Germersheim im 20. Jahrhundert“ stellte Michael Kißener in der Rückschau auf die Ära Jantzer fest: „Die nahezu 25-jährige Amtszeit von Siegried Jantzer stellt unzweifelhaft eine der wichtigsten Zäsuren in der neueren Geschichte Germersheims dar. In ihr wurde der erste von drei großen Schritten hin zur modernen Industrie- und Dienstleistungsstadt gemacht“.
Für den Mitte der 1950er Jahren anstehenden Wandel auf vielen Sektoren und die längst überfällige Industrialisierung und Modernisierung der Stadt brachte Siegfried Jantzer denkbar günstige Voraussetzungen mit: Nach einer Verwaltungslehre arbeitete er nach dem Zweiten Weltkrieg als Verwaltungsinspektor in Jockgrim und wurde 1954 Geschäftsführer des Wasserversorgungs-Zweckverbandes Germersheim Südgruppe. Seine Persönlichkeit zeichnete sich vor allem durch Energie und Durchsetzungsvermögen aus. Er galt nicht als „bequemer“ Bürgermeister, sondern suchte sich, wo es ihm notwendig und erfolgversprechend erschien, durchzusetzen, gegenüber dem Stadtrat genauso wie gegenüber vorgesetzten Behörden.
Die Erfolge dieser auch vom Aufwind struktureller Maßnahmen auf Bundes- und Landesebene getragenen Politik wurden, auch in der öffentlichen Wahrnehmung, bereits mit dem Neubau der Volksschule (1959) und der Inbetriebnahme der Kreisberufsschule im gleichen Jahr offensichtlich und vermittelten bald schon das Bild des neuen, aufstrebenden Germersheim, zu dessen Aushängeschildern nicht zuletzt auch die neu erbaute Stadthalle (1960) samt Stadtgarten (1961) sowie der 1962 in Betrieb genommene Wasserturm zählten.
Auf wirtschaftlichem Sektor erkannte Siegfried Jantzer bald, dass für die dringend notwendige Ansiedlung von Industriebetrieben die Anlegung eines modernen Industriehafens unabdingbar war, der bereits in den frühen 1960er Jahren den Betrieb aufnahm und in der Folgezeit in mehreren Stufen ausgebaut wurde.
Nachdem das Ringen um den Bau einer Eisenbahnbrücke im Jahr 1967 von Erfolg gekrönt war, machte sich Jantzer, der die zunehmende Bedeutung des Straßenverkehrs erkannt hatte, im Anschluss für die Errichtung einer Straßenbrücke stark, die im Dezember des Jahres 1971 dem Verkehr übergeben wurde. Durch diese überaus wichtigen strukturellen Maßnahmen konnte Germersheim seine Standortvorteile nutzen, deren positive Auswirkungen sich in der Ansiedlung von Betrieben und Wirtschaftsunternehmen rund um den Hafen in den 1960er und 70er Jahren messen ließen, welche nicht nur die Wirtschaftskraft der Stadt anhoben, sondern für viele Bürger auch Arbeitsplätze schufen und die Attraktivität Germersheims für auswärtige Arbeitnehmer erhöhten.
Es gelang, im Hafengebiet eine Reihe moderner Firmen anzusiedeln – u.a. „Heye-Glas“ und „Europa-Carton“ – so dass man bis Mitte der 1970er Jahre rund 2000 Arbeitsplätze zählen konnte.
Positiv auf das Wirtschaftsleben der Stadt wirkte sich nicht zuletzt auch der Einzug der Bundeswehr aus, die Germersheim im Jahr 1956 wieder zum Standort einer Garnison machte. Knapp zehn Jahre später zogen Ausbildungseinheiten der Luftwaffe in die neu errichtete Hans Graf Sponeck Kaserne der Bundeswehr ein (Oktober 1965).
Eng verbunden mit der wirtschaftlichen Entwicklung war natürlich auch die bauliche, denn für die Zeit- und Berufssoldaten der Bundeswehr mit ihren Familien wie auch für die Beschäftigten der Germersheimer Industriebetriebe musste Wohnraum vorgehalten werden. So entstanden in der Amtszeit von Bürgermeister Jantzer eine Reihe neuer Straßen und Baugebiete, zunächst östlich der August-Keiler-Straße und ganz besonders westlich der Josef-Probst-Straße von den 1960er bis in die 1980er Jahre. Hinzu kamen infrastrukturelle Maßnahmen, welche dazu beitrugen, immer mehr Menschen in einer expandierenden Stadt zu versorgen. Sichtbare Zeichen hierfür waren neben dem bereits erwähnten Wasserturm (1963 fertig gestellt) auch die 1968 in Betrieb genommene Zentralkläranlage, die bereits für 20.000 Einwohner ausgelegt war.
Die Stadt Germersheim würdigte die besonderen Verdienste Siegfried Jantzers, indem sie ihn am 24. April 1987 zum Ehrenbürger ernannte.
Quelle: KISSENER, Michael: Germersheim im 20. Jahrhundert, in: Germersheim im 20. Jahrhundert. Wege einer Festungsstadt in die Mitte Europas, Ubstadt-Weiher 2008, S. 11-85, hier S. 61-66.Fritz Wolf (zweite Amtszeit: 1952 bis 1956)
* 12. Juli 1890 in Zeiskam // + 6. August 1969 in Klingenmünster
Zweite Amtszeit als ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Germersheim von 1952 bis 1956.
Bereits in den letzten Jahren der Amtszeit von Bürgermeister Ebinger war in Germersheim eine Missstimmung gegen ihn und den Stadtrat laut geworden. Insbesondere die zurückhaltende Ausgabenpolitik des Bürgermeisters wurde kritisiert, der sich dagegen als „guter Hausvater“ sah und vor dem Hintergrund der Erlebnisse des Weimarer Republik keine übergroßen Schuldverpflichtungen mehr eingehen wollte.
Bei der Stadtratswahl des Jahres 1952 schaffte sich die Verärgerung Luft, nicht nur durch eine heftige, gegen Ebinger gerichtete Polemik. Im neuen Stadtrat verlor die CDU die Hälfte ihrer Sitze, auch die SPD büßte vier Sitze ein und verfügte nunmehr nur noch über einen Vertreter im Ratsgremium, während die von Fritz Wolf angeführte „Liste Fritz Wolf“ nun ganze elf Stadtratssitze erringen konnte und als strahlender Sieger aus den Wahlen hervorging.
Fritz Wolf der NS-Bürgermeister der Jahr 1933-1936 konnte zu einer zweiten Amtszeit nach dem nur deshalb Krieg antreten, da man ihm seine Meinungsverschiedenheit mit Gauleiter Bürckel, die im Jahr 1936 zu Wolfs Absetzung geführt hatte, wohlwollend und entlastend ausgelegt wurde. Zudem erfreute er sich in Germersheim einer gewissen Beliebtheit, was sich schließlich bei den Wahlen niederschlug.
Allerdings ähnelten die von ihm vorgeschlagenen Wege zu einer Gesundung der Stadt nur allzu sehr den bereits 1933 vorgestellten. Alsbald formulierte er einen „10-Jahres-Plan“, der die wichtigsten Vorhaben zusammenfasste. Dieser sah u.a. den Bau eines neuen Schulhauses, eines neuen Saalbaus, eines Schwimmbades und die Erweiterung des Krankenhauses vor. Daneben galt es neben anderen Arbeiten u.a. die Kanalisationsarbeiten voranzutreiben und den Straßenbau zu intensivieren.
Die Finanzmittel zur Umsetzung des Programms fehlten Wolf jedoch und nach den Schäden des Hochwassers von 1955 erhob er die Forderung, Germersheim müsse zum Notstandsgebiet erklärt werden, um in den Genuss staatlicher Förderung zu gelangen.
In die zweite Amtszeit von Bürgermeister Wolf fallen u.a. die Ansiedlung eines Zweigwerks der Fa. Nolte Möbel (1955) mit den damit verbundenen neuen Arbeitsplätzen sowie der Einzug der Bundeswehr in Germersheim, welcher die Stadt ein weiteres Mal zu einem Garnisonsstandort machte.
Fritz Wolf legte sein Amt noch vor Ablauf der eigentlichen Amtszeit nieder, da er zu der Auffassung gelangt war, dass die herrschende Arbeits- und Aufgabenfülle die Präsenz eines hauptamtlichen Bürgermeisters erforderlich machte. Bei der Stadtratswahl des Jahres 1956 verschwand die Liste Wolf aus dem Germersheimer Stadtrat.
Quelle: KISSENER, Michael: Germersheim im 20. Jahrhundert, in: Germersheim im 20. Jahrhundert. Wege einer Festungsstadt in die Mitte Europas, Ubstadt-Weiher 2008, S. 11-85, hier S. 32-38. – HANS, Ludwig: „Bürgermeister Wolf hat Germersheim gleichgeschaltet“, in: DIE RHEINPFALZ, Germersheimer Rundschau vom 15.1.2010.
Quelle: KISSENER, Michael: Germersheim im 20. Jahrhundert, in: Germersheim im 20. Jahrhundert. Wege einer Festungsstadt in die Mitte Europas, Ubstadt-Weiher 2008, S. 11-85, hier S. 59-61.August Ebinger (Amtszeit: 1945 bis 1952)
* 15. Februar 1888 in Germersheim // + 29. Februar 1960 in Ludwigshafen
Ehrenamtlicher Bürgermeister von Germersheim von 1945 bis 1952.
In der unmittelbaren Nachkriegszeit erinnerte man sich in Germersheim an August Ebinger, den Zentrumspolitiker, der 1933 von den Nationalsozialisten öffentlich misshandelt und schließlich aus Germersheim zwangsentfernt worden war. Ebinger, der mittlerweile in Worms als Hausmeister seine Familie ernährte, kehrte in seine Heimatstadt zurück und übernahm das ihm angetragene Bürgermeisteramt.
„Ebinger kam zurück […] und hat mit seiner von allen Seiten anerkannten Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft der Stadt unschätzbare Dienste geleistet in einer Zeit völlig aufgelöster staatlicher Strukturen. Zunächst kümmerte er sich um die Anstellung von Hilfspolizisten, damit Sicherheit und Ordnung in Germersheim gewährleistet werden konnten. Anfänglich lenkte er die Geschicke der Stadt praktisch alleine, freilich in den engen Grenzen, die ihm dafür vonseiten der Besatzungsmacht eingeräumt wurden. In der Praxis bedeutete dies nichts anderes als die Umsetzung umfänglicher Requisitionen und Wohnraumanforderungen der Besatzungsmacht und ähnlicher, wenig attraktiver Verwaltungsaufgaben“ (Michael Kissener).
Im Hinblick auf die Wintermonate stellte man Ebinger ein „Bürgerratskomitee“ zur Seite, dessen acht Mitglieder eine politisch unbelastete Vergangenheit aufzuweisen hatten und den Bürgermeister bei der Bewältigung der „wohl schwierigsten Monate“ in der jüngeren Geschichte der Stadt zur Seite stehen sollten.
Zu Beginn der 1950er Jahre befand sich Germersheim in einer Phase der Stagnation. Der Aufbau der zerstörten Rheinbrücke, die für den Warenverkehr mit dem benachbarten Baden vor großer Bedeutung war, der Bau von Wohnungen und Straßen, die Errichtung einer neuen Volksschule sowie die Ansiedlung von Industriebetrieben waren um 1950 ungelöste Fragen, auf die es zunächst keine Antworten gab.
Immerhin gelang es in der Zeit von Bürgermeister Ebinger, die „Gumasol-Werke“ als ersten Betrieb nach dem Krieg anzusiedeln. Auch die „Pan-Brennerei“ und das Isolatorenwerk Julius Hering & Sohn nahmen in jenen Jahren in Germersheim die Produktion auf.
Erfolglos war hingegen der Versuch, die Fa. Jockers, welche in der Rheinniederung Holzfertighäuser herstellen wollte, anzusiedeln. Die Stadt ließ sich auf eine riskante Finanzierung ein, da die Inbetriebnahme des Werks 500 Arbeitsplätze schaffen sollte. Im Jahr 1950 meldete Jockers jedoch Insolvenz an.
Wichtige Ereignisse, die in die Amtszeit von Bürgermeister Ebinger fielen und dazu beitrugen, Struktur und Profil der Stadt langfristig zu verändern, waren ohne Zweifel die Aufnahme des Lehrbetriebs am Auslands- und Dolmetscherinstituts ADI) im Januar 1947 sowie die Eröffnung des „Government Ordonance Vehicle Park“ (später „US-Depot“) der amerikanischen Streitkräfte, die sich bald zu einem bedeutenden Arbeitgeber am Ort entwickeln sollten, im Oktober des Jahres 1951.Quelle: KISSENER, Michael: Germersheim im 20. Jahrhundert, in: Germersheim im 20. Jahrhundert. Wege einer Festungsstadt in die Mitte Europas, Ubstadt-Weiher 2008, S. 11-85, hier S. 50-59.
Jackob Philipp Gutermann (Amtszeit: 1945)
* 22. November 1891 in Bad Dürkheim // + 7. Februar 1976 in Germersheim
Jakob Philipp Gutermann wurde unmittelbar nach Einnahme der Stadt bei Kriegsende von amerikanischen Besatzungstruppen zum Bürgermeister der Stadt Germersheim bestellt.
Nachdem sich Einheiten der Wehrmacht kurz vor Kriegsende über die Eisenbahnbrücke bei Germersheim in rechtsrheinische Gebiete abgesetzt hatten, wurde die Brücke am 24. März 1945 von deutschen Truppen gesprengt. Bereits einen Tag später, am 25. März 1945, eroberten amerikanische Truppen die Stadt und setzten am 26. März 1945 den Stadtinspektor Philipp Gutermann als Bürgermeister ein. Gutermann hatte im Jahr 1919 die Prüfung für den mittleren Staats- und Gemeindebeamtendienst abgelegt und war im Anschluss von der Stadtverwaltung Germersheim als „Kanzlist“ angestellt und 1921 zum Verwaltungssekretär befördert worden.
Die Situation bei Kriegsende war chaotisch: Zivile und öffentliche Gebäude – insgesamt etwa 35 % des vorhandenen Wohnraums - und Einrichtungen waren durch Kriegseinwirkungen beschädigt oder zerstört worden und die gesamte Versorgung mit Gas, Strom und Wasser war zusammengebrochen.
Mit der Ernennung Gutermanns zum Bürgermeister griffen die Amerikaner auf einen städtischen Beamten zurück, der bei der Stadtverwaltung für die Bereiche Lebensmittelversorgung, Soziale Fürsorge und Schul- und Polizeiwesen zuständig gewesen war. Als die Franzosen Germersheim übernahmen und sich herausstelle, dass Gutermann, wie dies der katholische Dekan Sauer angab, unter dem Druck von NS-Bürgermeister Wolf Mitglied der NSDAP geworden war, wurde er als Bürgermeister wieder abgesetzt.Quelle: KISSENER, Michael: Germersheim im 20. Jahrhundert, in: Germersheim im 20. Jahrhundert. Wege einer Festungsstadt in die Mitte Europas, Ubstadt-Weiher 2008, S. 11-85, hier S. 48 – 51.
Otto Angerer (Amtszeit: 1937 bis 1945)
* 15. Februar 1893 in Bad Dürkheim // + 28. März 1951
Bürgermeister von Germersheim, 1936 ehrenamtlich, von 1937 bis 1945 hauptamtlich.
Otto Angerer wurde im Jahr 1936 zum Bürgermeister der Stadt Germersheim ernannt und hatte dieses Amt bis 1945 inne. Im bürgerlich-zivilen Leben als Kaufmann im Wild- und Fischgeschäft seiner Stiefmutter tätig, trat der Weltkriegsteilnehmer 1931 in die NSDAP ein, war Standartenführer der SA und ab 1934 Gauinspekteur der Gauleitung Rheinpfalz.
Eine neue Hauptsatzung der Bürgermeisterei Germersheim erlaubte es im Jahr 1937, Angerer zum hauptamtlichen Bürgermeister von Germersheim zu ernennen, obgleich dies offenbar nur noch die formelle Voraussetzung hierzu war, da Angerer ohnehin mit Gauleiter Bürckel und Kreisleiter Ochßner „auf gutem Fuß stand“.
Obwohl Angerer aufgrund seines Auftretens, Aussehens und seines Rufs keinen Zweifel daran ließ, dass er von der Durchführung der NS-Gewaltherrschaft überzeugt war, wurde ihm nach 1945 eine „vergleichsweise milde Amtsführung“ bescheinigt. Eine Beteiligung an schweren Verbrechen konnte ihm nicht nachgewiesen werden. Dennoch machte ihn der damalige Dekan Sauer für die Deportation (1940) der längst zur Katholikin konvertierten Gustel Töpfer ins Lager Gurs, die hätte verhindert werden können, in späteren Jahren persönlich verantwortlich. Auch die übrigen bekannten Verbrechen der NS-Zeit fanden während der Amtszeit von Bürgermeister Angerer in Germersheim ihren Niederschlag.
Mit dem Zusammenbruch des Systems, das ihn im Amt installiert hatte, endete auch die Zeit des NS-Bürgermeisters Angerer, der sich mit seinem Beigeordneten Blätz und Gauleiter Simon in der Nacht zum 24. März über den Rhein absetzte und die Stadt ihrem Schicksal überließ, nachdem noch am 21. März über die Ortsschelle verkündet worden war, dass die Stadt verteidigt werden würde.
In Germersheim distanzierte sich der Nachkriegs-Stadtrat von Otto Angerer, insbesondere, als dieser eine Pension beanspruchte, was die Stadtväter ablehnten. Um der Stadt die Kosten eines langwierigen Rechtsstreits zu ersparen, wurde der Ruhestandsversetzung des ehemaligen Bürgermeisters Ende 1950 schließlich doch zugestimmt.
Als man in Germersheim vom Tod Angerers, der am 28. März 1951 verstorben war, informiert wurde, beschloss der Stadtrat daraufhin, weder eine Abordnung zum Begräbnis zu entsenden, noch einen Kranz am Grab niederlegen zu lassen.Quelle: KISSENER, Michael: Germersheim im 20. Jahrhundert, in: Germersheim im 20. Jahrhundert. Wege einer Festungsstadt in die Mitte Europas, Ubstadt-Weiher 2008, S. 11-85, hier S. 38-48.
Fritz Wolf (erste Amtszeit: 1933 bis 1936)
* 12. Juli 1890 in Zeiskam // + 6. August 1969 in Klingenmünster
Ehrenamtlicher Bürgermeister von 1933 bis 1936
Mit Fritz Wolf wurde am 24. März des Jahres 1933 ein Mitglied der NSDAP ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Germersheim, nachdem der seit 1931 amtierende Heinrich Reible nur wenige Tage zuvor seinen Rücktritt erklärt hatte.
Wolf, im Zivilberuf Finanzbeamter am Finanzamt Germersheim, war am 1. Januar 1932 in die NSDAP eingetreten, hatte sich indes politisch nicht besonders hervorgetan, war jedoch als eifriger Kämpfer gegen Franzosen (während der 1930 zu Ende gegangenen Besatzungszeit) und Separatisten bekannt geworden.
Die Parteigenossen hatten ihn offenbar dazu gedrängt, das Amt des Bürgermeisters zu übernehmen, da sonst kein hinlänglich qualifiziertes NSDAP-Mitglied für die komplexe Aufgabe bereit stand.
Mit der im Februar des Jahres 1933 beschlossenen sog. „Reichstagsbrandverordnung“ und dem bald darauf folgenden „Gesetz zur Gleichstellung der Länder mit dem Reich“ wurde nicht nur die nationalsozialistische Diktatur weiter verfestigt, sondern es wurden u.a. die in den vorausgegangenen Reichstagswahlen (5. März) erzielten Abstimmungsergebnisse einfach auf die Stadt- und Gemeindeparlamente ohne eigene Wahlen übertragen.
Was die Germersheimer Verhältnisse im März 1933 und in der Folgezeit angeht, so hatte die „Deutsche Volkspartei“ (DVP) ihre Stimmen bereits am 10. April auf die NSDAP übertragen, die der „Kampffront Schwarz-Weiß-Rot“ folgten am nächsten Tag, so dass Bürgermeister Wolf am 3. April 1933 dem Bezirksamt meldete, alle „marxistischen Organisationen“ gemäß den Reichsgesetzen einzuschränken und zu überwachen.
Schließlich waren die 15 zu besetzenden Sitze im Stadtrat nur noch unter der NSDAP und dem „Zentrum“ und der „Bayerischen Volkspartei“ (BVP) aufzuteilen.
In der Folgezeit erklärte Bürgermeister Wolf, dass eine weitere Zusammenarbeit mit dem Zentrums-Stadtrat Mertzlufft von seinen Parteigenossen ausgeschlossen werde. Die Stadträte Loran und Reichling hatten schon im April dem Druck nachgegeben und unter Vorwänden ihre Mandate zurückgegeben.
Die verbliebenen Stadträte aus Zentrum und BVP sahen sich am 24. Juni 1933 Hausdurchsuchungen ausgesetzt und am folgenden Morgen wurden die Stadträte Füger, Nebel, Hartig und Sellinger im Amtsgerichtsgefängnis in Schutzhaft genommen und erst wieder freigelassen, als sie den Rücktritt von ihrem Stadtratsmandat erklärt hatten.
In den Katalog von Maßnahmen, die zeigten, dass sich auch in Germersheim die demokratischen Strukturen auflösten, ist ebenso die Übertragung der Funktion eines Amtsblatts von dem liberalen „Germersheimer Tagblatt“ auf die Parteizeitung „NSZ-Rheinfront“ einzuordnen, wie auch die Aufforderung an alle städtischen Beamten, in die Beamtenarbeitsgemeinschaft der NSDAP einzutreten. Die Einführung des Hitlergrußes für den öffentlichen Dienst, auf dessen Befolgung Wolf die örtlichen Beamten drängte, wie auch die Drohung des Bürgermeisters gegenüber den Mitarbeitern der Stadtverwaltung, sich für die Sache der NS-Regierung einzusetzen, machten bald schon klar, dass „auch in Germersheim von nun an die restlose Unterwerfung unter den Willen der Partei gefordert war“, wie dies Michael Kißener formuliert hat.
Was den Umgang mit missliebigen politischen Gegnern angeht, so zeigte das menschenunwürdige Schauspiel des später so genannten „Germersheimer Schandmarschs“ vom 22. Juni 1933, wie die neuen Machthaber verfuhren, als der örtliche NS-Mob den vormaligen Zentrums-Stadtrat August Ebinger, der vielen wohl als „graue Eminenz“ im Hintergrund der bisherigen Stadtpolitik galt, mit einem Schild um den Hals mit der Aufschrift „Ich bin der Hauptschuldige am Ruin der Stadt“ durch die Straßen führte.
Im Hinblick auf Wolfs Amtszeit als Bürgermeister von Germersheim kommt Michael Kißener zu der Feststellung , dass Fritz Wolf der Bürgermeister war, der Germersheim „gleichgeschaltet“ und wesentlich dazu beigetragen hatte, bis dahin existierende demokratische Strukturen und politische Parteien, ganz im Sinne des NS-Regimes, aufzulösen.
„Weit über 60 Jahre nach den Ereignissen und nach der Erfahrung wie auch der ‚Aufarbeitung’ einer zweiten – kommunistischen - Diktatur“ so resümiert der Mainzer Universitätsprofessor, „sollten wir gelernt haben, dass ‚politische Schuld’ unter den Bedingungen einer etablierten modernen Diktatur nur schwer strafrechtlich zu fassen und zu ahnden ist“.
Hierin liege der Grund dafür, warum ein Bürgermeister wie Fritz Wolf für seine Amtsführung in Germersheim nie, vor allem nicht strafrechtlich, zur Verantwortung gezogen worden sei.
„Wir haben - hoffentlich - aber auch gelernt, dass jeder einzelne für das Gemeinwesen Verantwortung trägt“, so Kißener weiter, „dass es im Prinzip für keinen Bürger einen unpolitischen, verantwortungsfreien Raum in einem Gemeinwesen gibt. Jeder trägt, wie die Widerstandsgruppe ‚Weiße Rose’ in ihren Flugblättern 1942 den Deutschen ins Gewissen rief, die ganze Verantwortung dafür, ob ein Gemeinwesen human und gerecht funktioniert oder ob es entartet und zum Unrechtsregime wird. Das gilt natürlich in gesteigertem Maße noch für die politischen Funktionsträger. Ganz gleich, ob Bürgermeister Wolf nun persönlich ‚Hand anlegte’ oder nicht, er trug die politische Verantwortung in Germersheim für alles, was dort geschah oder unterlassen wurde.
In seiner Zeit wurde Germersheim für den nationalsozialistischen Staat ‚gleichgeschaltet’ - das war seine ureigenste Aufgabe, das war sein Beitrag zum Aufbau des NS-Unrechtsstaates, hier hat er an führender Stelle gewirkt. Unter seiner politischen Verantwortung, in der von ihm als Bürgermeister regierten Stadt wurden Menschen wie Ebinger gequält und verhöhnt, wurden Juden und andere, die der Nationalsozialismus aus der ‚Volksgemeinschaft’ ausschließen wollte, diskriminiert, angeblich Erbkranke sterilisiert, politische Gegner verfolgt etc. etc. - für die Opfer dieser Unrechtstaten oder ihre Nachkommen muss es wie Hohn klingen, wollte man behaupten, damit habe der Bürgermeister der Stadt gar nichts zu tun gehabt, das alles habe ihn gar nichts angegangen“.
Fritz Wolf trug in den Jahren 1933-1936 in Germersheim als Bürgermeister die politische Verantwortung. Eine Verantwortung, die er nach Einschätzung Michael Kißeners hätte auch ablehnen oder rechtzeitig ablegen können. Als überzeugter Nationalsozialist habe er sie im Sinne Adolf Hitlers jedoch freudig übernommen und ausgeführt wie z.B. seine Wahlaufrufe vom November 1933 in aller Deutlichkeit zeigen, in denen er von den Germersheimern ein 100%iges ‚Ja’ zu Hitler verlangte. Damit trage Wolf unzweifelhaft einen erheblichen Anteil der ‚politischen Schuld’, die auch durch einzelne größere oder kleinere ‚Verdienste’ für die Stadt oder Einzelpersonen, denen er seine Gunst erwiesen haben mag (worin ja wiederum sein Einfluss und seine Macht in der Stadt sichtbar wird), nicht relativiert werden könne, wie Michael Kißener abschließend betont.
Wolfs außerordentlich selbstbewusste Amtsführung führte bald schon zu Konflikten mit Gauleiter Bürckel. Anlässlich eines Festes im Jahr 1936 eskalierte die Situation, da Wolf den Gauleiter nicht öffentlich begrüßen wollte und ihm später, als Meinungsverschiedenheiten bezüglich eines Bauvorhabens deutlich wurden, dem Gauleiter öffentlich den bekannten Spruch des Götz von Berlichingen zitierte. Nur wenig später wurde Wolf seines Amtes als Bürgermeister enthoben (12. Mai 1936), 1938 als Finanzbeamter nach Ludwigshafen versetzt und schließlich bei Kriegsbeginn (1939) sofort im Militärdienst verwendet.
Quelle: KISSENER, Michael: Germersheim im 20. Jahrhundert, in: Germersheim im 20. Jahrhundert. Wege einer Festungsstadt in die Mitte Europas, Ubstadt-Weiher 2008, S. 11-85, hier S. 32-38. – HANS, Ludwig: „Bürgermeister Wolf hat Germersheim gleichgeschaltet“, in: DIE RHEINPFALZ, Germersheimer Rundschau vom 15.1.2010.
Quelle: KISSENER, Michael: Germersheim im 20. Jahrhundert, in: Germersheim im 20. Jahrhundert. Wege einer Festungsstadt in die Mitte Europas, Ubstadt-Weiher 2008, S. 11-85, hier S. 59-61.Heinrich Reible (Amtszeit: 1931 - 1933)
* 4. November 1881 // + unbekannt
Ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Germersheim vom 1931-1933
Mit der Wahl von Heinrich Reible kehrte man in Germersheim im Jahr 1931 wieder zum ehrenamtlich tätigen Bürgermeister zurück, auch wenn der gestiegene Arbeitsanfall die hauptamtliche Besetzung dieses Amtes weiterhin erforderlich gemacht hätte. Doch die Stadt konnte sich in ihrer desolaten Finanzlage einen hauptamtlichen Bürgermeister nicht mehr leisten.
Heinrich Reible war seit 1920 Hauptlehrer und hatte als Mitglied des Kreistages (1928) und im Aufsichtsrat der Stadtbank (1930) bereits auf kommunalpolitischem Gebiet Erfahrungen sammeln können. Auch wenn er sein Amt, das ihm zu seiner Inanspruchnahme als Hauptlehrer, zusätzlich Arbeit bereitete, sehr ernst nahm, so blieben, trotz intensiver Bemühungen, die Erfolge angesichts der steigenden Probleme im Gefolge weltweiter auftretender Wirtschaftskrisen aus.
Zudem machte ihm ein schweres Nierenleiden zu schaffen, so dass Reible sich zwischen Schuldienst und dem Ehrenamt als Bürgermeister förmlich aufrieb und trotz seines aufopferungsvollen Verhaltens dem politischen Gegener Stoff für seine gehässige und zersetzende Propaganda lieferte, indem ihm z.B. im Mai des Jahres 1931 in der „NSZ-Rheinfront“ unterstellt wurde, dass er weder seinen Beruf als Lehrer noch sein Ehrenamt „anständig“ versehe.
Nach einer Reihe von Vorfällen – u.a. hatte die Germersheimer NSDAP am 7. März 1933 am Stadthaus eine Hakenkreuzfahne gehisst – erklärte Reible am 17. März 1933 seinen Rücktritt, „mit Rücksicht auf die veränderten politischen Verhältnisse“.Quelle: KISSENER, Michael: Germersheim im 20. Jahrhundert, in: Germersheim im 20. Jahrhundert. Wege einer Festungsstadt in die Mitte Europas, Ubstadt-Weiher 2008, S. 11-85, hier S. 29-36. - SELLINGER, Josef: Chronik über 75 Jahre Stadtgeschichte (1900-1975), in: Germersheim. Beiträge zur Stadtgeschichte 1900-1975, Germersheim 1976, Seite 15-54, hier besonders Seite 31-33.
Friedrich Schmidt (Amtszeit: 1921 bis 1931)
* 18. August 1875 in Kaiserslautern // + 2. Mai 1938 in Germersheim
Berufsbürgermeister in Germersheim von 1921-1931
Im Jahr 1902 hatte Friedrich Schmitt den „Bayerischen Staatskonkurs“ mit der Note 2 bestanden und war ab 1904 als Rechtsanwalt am Amtsgericht Waldmohr zugelassen. Außerdem versah der Jurist das Amt des Bürgermeisters der Gemeinde Waldmohr und eine nebenamtliche Tätigkeit beim Bezirksamt Homburg. In den Jahren nach seiner Zeit als Germersheimer Berufsbürgermeister war Schmidt noch als Rechtsanwalt am Amtsgericht Germersheim zugelassen.
Nachdem Jakob Diehl sein Ehrenamt als Bürgermeister zum 30. November 1920 niedergelegt hatte, beschloss der Stadtrat, erstmals einen hauptamtlichen Bürgermeister zu bestellen. Die Gründe hierfür lagen in den gestiegenen Anforderungen, welche die wirtschaftliche Notlage der Stadt, aber auch die vielfältigen Besatzungslasten, die eine ständige Präsenz im Rathaus erforderlich machten, dem Stadtoberhaupt auferlegten.
Die Wahl des Stadtrats fiel auf den 45jährigen Rechtsanwalt Friedrich Schmidt, den der Amtsgerichtsrat in Waldmohr als „braven“ und „schlichten“ Mann von geradezu „musterhafter Lebensführung“ nur empfehlen konnte und dem man zudem bestätigte, „ein tüchtiger, gewissenhafter Rechtsanwalt“ zu sein. Nachdem auch der Gemeinderat von Waldmohr nur Lobendes über Schmidt sagen konnte, wählte der Stadtrat Schmidt zum hauptamtlichen Bürgermeister und bestellte ihn durch einen Dienstvertrag (16. November 1921) für die Dauer von zehn Jahren in dieses verantwortungsvolle Amt.
Kennzeichnend für die Amtszeit Schmidts waren die immensen wirtschaftlichen Probleme, die in Germersheim nach dem Wegfall der zahlenmäßig starken bayerischen Garnison auftraten, auf die man sich über Jahrzehnte in nahezu allen Bereichen des städtischen Lebens ausgerichtet hatte.
Auch wenn die Festungswerke zu Beginn der 1920er Jahre geschleift worden waren, so waren es nun die drückenden Anordnungen der französischen Besatzungsherrschaft, welche die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt verhinderten.
Drängende Fragen waren neben dem lange gehegten Plan, einen Rheinhafen anzulegen, u.a. die Klärung der Eigentumsverhältnisse am Festungsgelände, das die Stadt zur Ansiedlung von Industriebetrieben dringend benötigt hätte. Auch die Kosten, die mit der Beseitigung der Trümmer verbunden waren, die noch Jahre nach der Sprengung meterhoch rund um die Stadt lagen, eine hohe Arbeitslosigkeit, das Schulwesen und die Finanzierung wichtiger Bauprojekte zählten zu den Problemen, die in der Amtszeit von Friedrich Schmidt kaum gelöst werden konnten.
Während der Separatistenzeit in der Pfalz wurde Bürgermeister Schmidt im Dezember des Jahres 1923 von der autonomen Regierung vorübergehend ausgewiesen.
Eine Pfalzreise des Bayerischen Landtags im Oktober 1925 nutzte die Stadtverwaltung dazu, den Abgeordneten eine Denkschrift zu überreichen, die auf die katastrophale Lage des „tief darniederliegenden Gemeinwesens“ aufmerksam machte.
Eine dauerhaft grassierende Arbeitslosigkeit und ausgeprägte Wohnungsnot aufgrund des Bedarfs an Wohnungen für französische Offiziere und deren Familien prägten die Germersheimer Verhältnisse in den Jahren der Weimarer Republik, wobei bald auch die Folgen der Weltwirtschaftskrise spürbar wurden, die städtischen Schulden stiegen und sich die Lage der Stadt dramatisch zuspitzte.
Daher blieb es auch nicht verwunderlich, dass man sich in Germersheim aufgrund der desolaten wirtschaftlichen Situation einen hauptamtlichen Bürgermeister nicht mehr leisten konnte, so dass man von Schmidt im Jahr 1927 den Verzicht auf einen Teil seiner Besoldung verlangt, was dieser jedoch ablehnte.
In einem daraufhin erhobenen Rechtsstreit obsiegte Schmidt zwar, doch wurde seine Amtszeit nicht mehr verlängert, so dass er sich von 1931 bis zu seinem Tod im Jahr 1938 als Rechtsanwalt in Germersheim niederließ.Quelle: KISSENER, Michael: Germersheim im 20. Jahrhundert, in: Germersheim im 20. Jahrhundert. Wege einer Festungsstadt in die Mitte Europas, Ubstadt-Weiher 2008, S. 11-85, hier S. 25-29. - SELLINGER, Josef: Chronik über 75 Jahre Stadtgeschichte (1900-1975), in: Germersheim. Beiträge zur Stadtgeschichte 1900-1975, Germersheim 1976, Seite 15-54, hier besonders Seite 27.
Jakob Diehl (Amtszeit: 1912 bis 1920)
* 18. November 1855 in Pleasant Hill/USA // + 10. Juli 1927 in Germersheim
Ehrenamtlicher Bürgermeister von 1912 bis 1920
Mit Jakob Diehl übernahm im Jahr 1912 erneut ein Kaufmann die Amtsgeschäfte des Bürgermeisters. Nach Ausweis des Stadtadressbuchs von 1903 betrieb Diehl im Haus Sandstraße 160 ein Geschäft für Hüte und Bekleidung. Hatten die vorangegangenen Bürgermeister noch die Geschicke einer Stadt mitgestaltet, die sich aufgrund ihrer Eigenschaft als Festung und Garnison in jeder Hinsicht von den Gemeinden des Umlands abhob und strukturell im 19. Jahrhundert verwurzelt war, so bahnten sich in der knapp zehnjährigen Amtszeit von Bürgermeister Diehl Veränderungen an, welche nicht nur das Erscheinungsbild der stark vom Militär geprägten Stadt auf lange Sicht maßgeblich verändern, sondern auch in ihrer wirtschaftlichen Struktur tiefgreifende Veränderungen hinterlassen sollten. In den übergreifenden politischen Kontext eingebettet, zeichnete Diehl für den Übergang der Stadt von der Monarchie zur Weimarer Republik verantwortlich.
Zeitgenossen beschrieben Diehl als ruhigen, Würde ausstrahlenden Mann, der sein Ehrenamt als Bürgermeister nach festen Zeiten erledigte: Täglich von 10 bis 12 Uhr hielt er sich im Rathaus auf, das sich damals in der Marktstraße befand, wo er sich vom Stadtschreiber über alles wichtigen Vorgänge informieren ließ und Unterschriften leistete, bevor er wieder in sein Geschäft in der nahe gelegenen Sandstraße zurückkehrte.
Wenn er abends nicht durch Stadtratssitzungen in Anspruch genommen war, sah man Diehl oft am Fenster seines Geschäfts stehen und die Straße beobachten, wobei er gerne ein altväterliches „Hauskäppchen“ trug. Diehl machte sich einen Namen als Kunstliebhaber und Förderer des Laientheaters. So ging auf ihn maßgeblich die Gründung der Germersheimer „Bühnenfreunde“ zurück, die nach dem Ersten Weltkrieg in der kulturarmen Stadt viele Zuschauer in ihre Aufführungen lockten.
Der 1. Weltkrieg, an dessen Ende Germersheim nicht nur seine Garnison, sondern auch die Eigenschaft als Festungsstadt verlor, stellte eine tiefgreifende Zäsur für die Stadt und ihre Bürger dar. Der Krieg war nach mehr als vier Jahren mit dem Waffenstillstand am 11. November 1918 zu Ende gegangen und eine neue politische Staatsform, eine demokratische Republik, war nach der „Novemberrevolution“ ausgerufen worden.
So ist es nicht verwunderlich, dass der Germersheimer Bürgermeister Diehl am 22. November 1918 vor dem Eintritt in die Tagesordnung des Stadtrates eine kurze Rede hielt, in der er auf die bedeutungsvollen Ereignisse Bezug nahm und die Ratsmitglieder aufforderte, sich ihm anzuschließen und die Gesetze der neugeschaffenen Republik anzuerkennen:
„Von Jugend auf an den monarchigen [sic!] Gedanken gewöhnt, berührte es uns gewiß alle schmerzlich, den Umsturz in ganz Deutschland erleben zu müssen. Doch müssen wir uns darüber klar sein, dass die Monarchie gestürzt, die Republik aufgerichtet und jedenfalls für alle Zeiten unsere Staatsform bleiben wird. Es ist deshalb gut, wenn wir uns mit dem republikanischen Gedanken vertraut machen und den nun mal gegebenen und geschaffenen Verhältnisse unterordnen“.
Dass Diehls Einschätzung, wonach die Republik „für alle Zeiten“ nun die Staatsform in Deutschland bleiben würde, nicht ganz zutreffend war, sollte einer seiner Amtsnachfolger bereits eineinhalb Jahrzehnte später unmittelbar erleben.Quelle: KISSENER, Michael: Germersheim im 20. Jahrhundert, in: Germersheim im 20. Jahrhundert. Wege einer Festungsstadt in die Mitte Europas, Ubstadt-Weiher 2008, S. 11-85, hier S. 14. – SELLINGER, Josef: In memoriam Jakob Diehl und andere Geschichten, in: Heimatbrief der Stadt Germersheim, 1964, S. 107-111.
Julius Ball (Amtszeit: 1908 bis 1911)
* 8. Oktober 1850 in Mörlheim bei Landau // † 27. Juli 1918 in Germersheim
Ehrenamtlicher Bürgermeister von 1908 – 1911
Nur wenig ist über das Leben von Julius Ball bekannt, der nach dem plötzlichen Tod seines Amtsvorgängers Anton Kleehaas die Funktion des ehrenamtlichen Bürgermeisters der Stadt Germersheim übernahm und bis zum Jahr 1911 ausübte. Im Jahr 1884 war Ball von München aus zugezogen. Als Beruf vermerken die Melderegister jener Zeit „Oberleutnant a.D.“. Seit 1905 hatte Ball dem Stadtrat angehört.Anton Kleehaas (Amtszeit: 1903 bis 1908)
* 7. Juni 1848 in Germersheim // + 6. September 1908 in Germersheim
Ehrenamtlicher Bürgermeister von 1903 – 1908
Nur kurz war die Zeitspanne, in der Anton Kleehaas nach dem Tod seines Amtsvorgängers Heené die Geschicke der Stadt lenkte, bevor der Tod am 6. September 1908 seine Amtszeit beendete.
Anton Kleehaas war von Beruf „Goldarbeiter“ (Goldschmied, Juwelier) und führte ein Geschäft in der Ludwigstraße in Germersheim. Er entstammte einer alteingesessenen Familie, deren prominentester Sohn wohl der in Germersheim geborene (10. November 1854) Maler Theodor Kleehaas war, der nach einem Studium an der Kunstakademie München im ausgehenden 19. Jahrhundert in München als Genre-Maler einige Berühmheit erlangte.
Anton Kleehaas, der als Goldschmied den Titel „Königlicher Hoflieferant“ führte, gehörte dem bayerischen Zentrum und zeitweise auch dem bayerischen Landtag an.
Auch wenn die Stadt, der Kleehaas in der kurzen Zeitspanne von 1903 bis 1908 vorstand, scheinbar noch ein aus dem 19. Jahrhundert stammendes Idyll verkörperte, so wurden die Abhängigkeit vom Militär und die räumliche Einengung, die jegliche Entwicklung einer modernen Industrialisierung schon im Ansatz verhinderte, zunehmend als Belastung für die Stadt empfunden und von den Stadtvätern mit Sorge wahrgenommen.
So hatte auch Bürgermeister Kleehaas die hemmende Wirkung der Rayonbestimmungen für die Entwicklung der Wirtschaft in Germersheim erkannt und warb im bayerischen Landtag für die Schaffung eines Industriehafens.
Als Ereignis von Signalwirkung wurde von den damaligen Germersheimern vermutlich der Durchbruch durch die Hauptumwallung im Bereich der Fronte Schmauß empfunden, mit der man 1908 die heutige „Zeppelinstraße“ anlegte - Eine Straßenverbindung, an die man „die größten Erwartungen bezüglich der Entwickelung unserer Stadt“ knüpfte.
Zu den Vorboten eines heraufziehenden modernen und zunehmend technisierten Zeitalters zählte ganz besonders der Überflug des Zeppelin-Luftschiffs „Z IV“, das am 4. August 1908 die Stadt in diesem Bereich überquerte. Die Begeisterung der Bevölkerung war so groß, dass man bald darauf beschloss, die neue Straße „Zeppelinstraße“ zu nennen, wozu Graf Zeppelin der Stadt seine ausdrückliche Einwilligung erteilte.
Das Ereignis des Zeppelin-Überflugs im August des Jahres 1908 wurde Bürgermeister Anton Kleehaas noch zu Teil, den Besuch des bayerischen Prinzen Leopold, der rund vier Wochen später anstand, sollte er nicht mehr erleben: Auf dem Weg zum Bahnhof, wo Prinz Leopold von Bayern, der sich zur Beobachtung von Festungsübungen angekündigt hatte, am 6. September 1908 im Salonwagen eintraf, erlitt Kleehaas einen Schlaganfall, an dessen Folgen er verstarb.Quelle: KISSENER, Michael: Germersheim im 20. Jahrhundert, in: Germersheim im 20. Jahrhundert. Wege einer Festungsstadt in die Mitte Europas, Ubstadt-Weiher 2008, S. 11-85, hier S. 13.
Quelle: SELLINGER, Josef: Ein Bürgermeister starb im Dienst, in: Heimatbrief der Stadt Germersheim, 15 (1975), S. 78 f.
Philipp Henné (Amtszeit: 1900 bis 1903)
* 29. April 1843 in Germersheim // + 16. Oktober 1903 in Germersheim
Ehrenamtlicher Bürgermeister von 1900 – 1903
Die Amtszeit von Bürgermeister Philipp Heené begann mit dem Jahr 1900, nachdem er in den 1890er Jahren bereits als „Adjunkt“ (Beigeordneter) des damaligen Bürgermeisters Baust kommunalpolitisch in Erscheinung getreten war.
Heené war von Beruf Kaufmann und Spross einer Familie, die sich in den 1870er Jahren bereits mit der Produktion von Standgefäßen und emaillierten Schildern für den Bedarf von Apotheken beschäftigt hatte. 1903 gründete Philipp Heené das „Erste Rheinpfälzische Emaillierwerk“ in Germersheim.
Bereits in den 1880er Jahren begegnet Heené als Mitglied des Germersheimer Stadtrates und als örtlicher Feuerwehrkommandant wie auch als Inspektor der Feuerwehren im Bezirksamt Germersheim, also im Gebiet des heutigen Landkreises. Um 1898 war Heené zudem im protestantischen Presbyterium aktiv.
In diesem Zeitraum war Germersheim einerseits durch die in der Stadt liegende zahlenmäßig starke und wirtschaftlich bedeutende bayerische Garnison geprägt, andererseits durch den Status als Festungsstadt, der mit einer Fülle gesetzlicher Regelungen und Bestimmungen jegliches räumliche Wachstum und die Ansiedlung von Wirtschaftsbetrieben außerhalb der Hauptumwallung unterband.
Dennoch wurde die zwangsläufig enge Verflechtung mit dem Militär, von der nahezu alle Zweige von Handwerk, Handel, Gewerbe und landwirtschaftlicher Produktion am Ort profitierten, wohl von vielen der damaligen Zeitgenossen in den Friedensjahrzehnten nach 1871 als „goldenes Zeitalter“ für die Stadt empfunden, zu dessen herausragenden Ereignissen auch die Besuche von Angehörigen des bayerischen Königshauses zählten.
So hatte Philipp Heené im Jahr 1888, als der populäre bayerische Prinzregent Luitpold der Festungsstadt einen Besuch abstattete, den Monarchen als Vertreter des Stadtrates willkommen geheißen und den Gefühlen „aufrichtigster Liebe und tiefster Ehrfurcht der Bewohner Germersheims für seine Kgl. Hoheit und das ganze Kgl. Haus in beredten Worten“ Ausdruck verliehen.
Als Heené am 16. Oktober des Jahres 1903 starb, standen der Garnisons- und Festungsstadt Germersheim nur noch wenige Jahre wirtschaftlicher Blüte bevor.Quelle: KISSENER, Michael: Germersheim im 20. Jahrhundert, in: Germersheim im 20. Jahrhundert. Wege einer Festungsstadt in die Mitte Europas, Ubstadt-Weiher 2008, S. 11-85, hier S. 13.
Quelle: PROBST, Josef: Geschichte der Stadt und Festung Germersheim, Speyer 1898 (Neudruck Germersheim 1997), S. 134 und 136.
Ehrenbürger
Die Stadt ehrt Menschen für besondere Verdienste
Ehrenbürgern gebührt Anerkennung und ein besonderes Andenken
Ehrenbürger der Stadt Germersheim
Anton Edlinger
Ingenieur-Oberst
Ernennung zum Ehrenbürger: 15.5.1830Franz Eduard von Weishaupt
Generalmajor und Kommandant der Festung Germersheim
Ernennung zum Ehrenbürger: 28.10.1849Dr. Gottfried Schmauß
Bezirksarzt und Arzt am Städtischen Spital
Ernennung zum Ehrenbürger: 19.2.1875August Resser
Subrektor der Lateinschule Germersheim
Ernennung zum Ehrenbürger: 16.11.1888Adam Disqué
Landgerichtsdirektor und Oberamtsrichter
Ernennung zum Ehrenbürger: 14.1.1889Nikolaus Ernst Wündisch
Protestantischer Pfarrer und Kirchenrat
Ernennung zum Ehrenbürger: 27.3.1889Otto von Bismarck
Reichskanzler
Ernennung zum Ehrenbürger: 1.4.1895Carl Theodor von Sauer
General der Artillerie und Kommandant der Festung Germersheim
Ernennung zum Ehrenbürger: 10.7.1898Eugen Sauer
Stadtpfarrer, Geistlicher Rat und Dekan
Ernennung zum Ehrenbürger: 1952Dr. Eduard Orth
Kultusminister des Landes Rheinland-Pfalz
Ernennung zum Ehrenbürger: 21.8.1962Siegfried Jantzer
Bürgermeister der Stadt Germersheim
Ernennung zum Ehrenbürger: 24.4.1987Ehrenbürger des Stadtteils Sondernheim
Franz Lang
Geistlicher Rat und Pfarrer
Ernennung zum Ehrenbürger der Gemeinde Sondernheim: 26.4.1948Heinrich Scherer
Bürgermeister und Bauunternehmer
Ernennung zum Ehrenbürger der Gemeinde Sondernheim: 13.1.1968Bruno Moos
Pater
Ernennung zum Ehrenbürger der Gemeinde Sondernheim: 16.11.1969
Über die Ehrenbürger der Stadt Germersheim und des Stadtteils Sondernheim ist eine Broschüre erschienen, welche die einzelnen Persönlichkeiten und die Gründe, die zur Verleihung des Ehrenbürgerrechts geführt haben, ausführlich beschreibt.
Die Broschüre ist beim Info-Punkt der Stadtverwaltung Germersheim erhältlich (2,50 €).